Der Ernst-Thälmann-Park (ETP) erstreckt sich entlang der Ringbahn zwischen dem Zeiss-Großplanetarium und der Wohnanlage im ETP bis zur Greifswalder Straße und Danziger Straße, auf dem historischen Gelände des ehemaligen Gaswerks Dimitroffstraße. Der Bezirk Pankow plant aktuell (2021), die großzügige, zentrale Durchwegung entlang der Ringbahn im Bereich der „Grundschule am Planetarium“ für Fußgänger und Radfahrer dauerhaft zu sperren, um das Schulgelände als geschlossenen Campus zur Ringbahn hin zu erweitern und zu umzäunen. Eine Erweiterung der Schule ist unstreitig notwendig. Zu einem derartigen Eingriff in ein städtebauliches Gesamtensemble, das mit der denkmalgeschützten Wohn- und östlichen Parkanlage, der Schule und dem Gelände des Zeiss-Großplanetariums eine bauhistorische Einheit bildet, gibt es jedoch unsere Alternative, die weiterhin keine Beachtung finden.
Die hier betrachtete Kernfläche des Ernst-Thälmann-Parks mit seinen angrenzenden Plattenbauten und den vier Punkthochhäusern ist eines der letzten und wohl auch ambitioniertesten Wohnungsbauprojekte der DDR gewesen. Die Hochhäuser wurden extra für dieses Areal entworfen und stehen nur noch an dieser Stelle im Originalzustand. Es handelt sich um ein inzwischen denkmalgeschütztes Wohnensemble, das exemplarisch zeigt, wie ein ehemaliges Industriegelände (Gaswerk) inmitten eines dichtbesiedelten Altbaugebietes in ein modernes zeitgemäßes Wohngebiet mit der notwendigen Infrastruktur und wertvollen Erholungsflächen verwandelt wurde. Das monumentale Denkmal an der Greifswalder Straße ist ein bestimmender Teil der Anlage und verdeutlicht ihre politische Aufladung zu jener Zeit. Es hat wirklich nichts mit Ostalgie zu tun, wenn man den architekturhistorischen Wert der Anlage erkennt und ihn in die umliegenden Beispiele des Wohnsiedlungsbaus einreiht: neben der vorherrschenden Gründerzeitbebauung in den meisten umliegenden Kiezen, finden wir auf der anderen Seite der Greifswalder Straße die „grüne Stadt“, sowie jenseits der Ringbahn das Weltkulturerbe „Taut-Siedlung“.
Die landeseigene Gewobag ist als Eigentümerin der Anlage bisher sehr behutsam mit der Bausubstanz umgegangen und hat nur erhaltende Maßnahmen sowie notwendige Sanierungen an Leitungen, Aufzügen, Treppenhäusern etc. durchgeführt sowie einzelne Fenster ausgetauscht. Eine energetische Fassadensanierung gehörte aus gutem Grund nicht dazu, denn der gute Wärmedämmstandart der Häuser in Verbindung mit einer höchst effizienten Fernwärmeheizung gibt dazu keinen Grund. Die Kosten einer zusätzlichen Dämmung, die auf die Miete umgelegt würden, stünden in keinem Verhältnis zum Nutzen.
Wir fordern das Land Berlin und die Gewobag als Eigentümerin dieses denkmalgeschützten Wohnensembles auf, eines der letzten und herausragenden Beispiele industrieller Bauweise der DDR nicht „tot zu sanieren“, sondern nun unter Berücksichtigung der Vorgaben der Denkmalbehörden behutsam zu renovieren und den Charakter zu erhalten. Dazu gehört vor allem auch der Verzicht auf eine energetische Fassadensanierung. Ein Austausch der alten Fenster wäre sicherlich wesentlich effektiver und im Sinne des Denkmalschutzes. Eine einfache Reinigung der Steinfassaden sowie ein Austausch der dunkelbraunen Dichtungsbänder wäre aus ästhetischen Gründen sicherlich wünschenswert um die alten Platten in neuem Glanz erstrahlen zu lassen.
Vor allem aber erwarten wir von der Gewobag, dass sie ihrem öffentlichen Auftrag gerecht wird und mit diesem Gebäudekomplex auch in Zukunft günstigen Wohnraum im Prenzlauer Berg anbietet. Die stark steigenden Mieten in den umliegenden Kiezen können sich vor allem Familien und ältere Menschen ja kaum noch leisten.